Presseartikel zum Weltfrauentag: Ruhestand ist nicht ihr Ding

Zum heutigen Weltfrauentag möchten wir euch eine langjährige Klientin von uns vorstellen: Edith Schaffrinski.

Eigentlich könnte Edith Schaffrinski seit ein paar Monaten im Ruhestand sein – doch daran denkt sie gar nicht: „Da habe ich keine Lust drauf. Was soll ich denn zu Hause?“ Und so suchte sie sich mit 65 einen neuen Job, nachdem ihr Arbeitgeber betriebsbedingt vielen Kolleginnen und Kollegen kündigen musste. Sie bewies sich bei einem Praktikum bei einem anderen Unternehmen und arbeitet nun festangestellt in Fechenheim. Dieser Tatendrang zeichnet Edith Schaffrinski aus: Sie weiß, was sie möchte und gestaltet ihr Leben aktiv nach ihren Wünschen. Diese selbstbestimmte Lebensweise ist bewundernswert – insbesondere vor dem Hintergrund unzähliger Barrieren, die Menschen mit einer geistigen Behinderung im Alltag erleben.

Gerade beim Thema Wohnen und Arbeiten gab es vor einigen Jahrzehnten kaum Auswahl für Menschen mit Behinderung. So arbeitete auch Edith Schaffrinski zunächst in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung – bis es ihr dort nicht mehr gefiel und sie zu einer anderen Werkstatt wechselte. In der Integrativen Kindertagesstätte Tabaluga der Behindertenhilfe Offenbach arbeitete sie ebenfalls einige Jahre, wechselte dann noch zweimal den Arbeitgeber und hatte immer große Freude an der Arbeit. Auch ihre aktuelle Stelle macht ihr großen Spaß. Sie ist die einzige Frau in einem Männerteam, doch davon lässt sich Edith Schaffrinski nicht einschüchtern: „Ich lasse mich nicht unterkriegen und kann mich da auch durchsetzen“, erzählt sie lachend.

Ihre Wohnsituation nahm Edith Schaffrinski ebenfalls in die Hand: Sechs Jahre lang lebte sie in der Wohngruppe Dreieich-Offenthal der Behindertenhilfe Offenbach. „Dann wollte ich nicht mehr in einer WG wohnen. Ich wollte selber kochen, waschen und den Haushalt machen. Das habe ich gesagt und mein Betreuer und ich haben eine eigene Wohnung für mich gesucht.“ Vor knapp 20 Jahren zog sie in eine Wohnung in Dreieich-Sprendlingen und wird seither von Mitarbeitenden des Ambulant Betreuten Wohnens einmal in der Woche unterstützt, vor allem bei Briefen und Anträgen. Ihren Alltag mit den zwei Katzen Heintje und Heino organisiert sie selbst.

Sehr gerne besucht Edith Schaffrinski Freizeitangebote wie den Freitags-Club des Fördervereins Behindertenhilfe Dreieich oder die Neu-Isenburg-Runde, bei der sich Klientinnen und Klienten und Mitarbeitende des Ambulant Betreuten Wohnens treffen. Sie freut sich jedes Mal sehr, die anderen zu sehen. „Wir kennen uns ja alle gut, einige kenne ich sogar noch aus der Zeit in der Wohngruppe Offenthal – also seit mehr als 20 Jahren.“, erzählt sie.

Zweimal am Tag schaut Edith Schaffrinski Nachrichten, interessiert sich für das Weltgeschehen und ihre Mitmenschen, macht sich Gedanken – und bleibt dabei nicht tatenlos. Am Herzen liegen ihr Gerechtigkeit und Frieden. „Wenn Edith Schaffrinski etwas ungerecht findet, dann möchte sie darüber reden und sich engagieren. Dann gibt sie auch nicht auf.“, berichtet ihr Betreuer Klaus Weiland. Mit Unterstützung ihres Betreuers schrieb sie vor vielen Jahren einen Brief an die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Begrenzung von Waffenexporten der deutschen Rüstungsindustrie. Auch was Ungerechtigkeiten betrifft, die sie aufgrund ihrer Behinderung erfährt, lässt sie nicht locker. Als Redakteurin der Zeitschrift Fragezeichen des Ambulant Betreuten Wohnens sagt sie ebenfalls ihre Meinung.

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